Vergrößerung des Bildungsstandortes Böblingen


Pressemeldung der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) zum zentralen Fortbildungsstandort der Polizei in Böblingen

DPolG fordert personelle Aufstockung und Vergrößerung des Bildungsstandortes Böblingen. Eine zusätzliche Unterbringung von Einheiten geht zu Lasten der qualifizierten Ausbildung.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft erneuert ihre Forderungen nach einer Erhöhung der Dozentenschaft und des Schaffens von mehr Kapazitäten beim Institut für Fortbildung. „Böblingen Platz aus allen Nähten. Für zusätzliche operative Einheiten ist definitiv kein Platz“, so der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Seit Bekanntwerden der Planungen, die Wildermuth-Kaserne in Böblingen als Standort für die zentrale Fortbildung der Polizei zu zerteilen und mit einem Zaun abzutrennen, um zusätzliche operative Einheiten dort „günstig“ unterzubringen, hat die Deutsche Polizeigewerkschaft solche Planungen stets scharf kritisiert. Eine qualifizierte Fortbildung ist der Qualitätsgarant für die zukünftige Arbeit der Polizei. In Böblingen werden junge Kriminalbeamte, Wirtschaftskriminalisten, Cybercops und Schutzpolizisten fachlich spezialisiert, um zukünftige Herausforderungen der Schwerkriminalität, organisierten Kriminalität, Internetkriminalität usw. im täglichen Dienst zu bewältigen. Es macht wahrlich keinen Sinn, die bis zu 250 anwesenden Fortbildungsteilnehmer in ihren Lern- und Ruhephasen neben den am hinteren Teil des Geländes vorbeifahrenden Güterzügen zusätzlich noch mit Blaulicht und Martinshorn zu stören. Mit einer Sonderzufahrt zur Wolfgang-Brumme-Allee für die zusätzlichen Operativkräfte, erhält das polizeiliche Gegenüber zudem einen lückenlosen Einblick in das Ein- und Ausfahren der Polizeikräfte, was einen taktischen Nachteil darstellt. Durch die Verkleinerung der Liegenschaft wird es den Lehrgangsteilnehmern an Parkplätzen fehlen, die dann größtenteils ihre Dienst- und Privatfahrzeuge ungesichert im öffentlichen Verkehrsraum parken müssen. Die ursprünglichen Vorzüge des verkehrsgünstig liegenden Standortes werden schnell schwinden. Abgesehen davon, dass es Pläne für ein großes Lehrsaal- und Tagungszentrum gibt, konnte eine Cafeteria aus Geldmangel bislang keine Berücksichtigung finden. In anderen modernen zentralen Fortbildungseinrichtungen sind solche Räume mit Platz für Begegnungen wesentlicher Bestandteil und für Seminarteilnehmer unverzichtbar zur Netzwerkpflege.


Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht sich durch neue Bedarfsberechnungen in ihrer Auffassung gestützt. Im Bereich der Einführungsfortbildung neuer Kriminalisten rechnet man mit einem derzeit zu schaffenden Teilnehmermaximum von 280 Fortbildungen in zwei Jahren. Laut anderen Berechnungen werden wegen hoher Altersabgänge in zwei Jahren aber ganze 800 Nachwuchskriminalisten benötigt (400 pro Jahr). Dies bedeutet, es besteht allein in diesem Bereich ein Mehrbedarf von mindestens 500 Seminarplätzen. Durch die geplanten zusätzlichen Neueinstellungen und Ermittlungsassistenten wird sich dieser Bedarf noch erhöhen. Hinzu kommen zu absolvierende Pflichtlehrgänge, wie die Ausbildung von Cyber- und Wirtschaftskriminalisten und Kriminaltechnikerlehrgänge. Eine mögliche Teilnehmererhöhung bei der Kriminalistenausbildung würde aber gleichzeitig einen Rückgang bei der Durchführung von anderen wichtigen Speziallehrlängen bedeuten, da die zur Verfügung stehenden Dozenten bereits heute voll ausgelastet sind.

Der Platz in Böblingen reiche hinten und vorne nicht aus, so Kusterer. „Wir brauchen eine qualifizierte Fortbildung, die den hohen Erwartungen des Bürgers, der Justiz und der Polizeibeamten gerecht wird. Die Fortbildungsbedarfe für eine ständige Qualifizierung der Polizei wurden bei der Polizeireform deutlich unterschätzt. Dazu gehören neben ausreichend fachlich versierten Dozenten, auch deutlich bessere Rahmenbedingungen, die es den Polizeibeschäftigten ermöglichen, sich auszutauschen und Netzwerke aufzubauen, die später in der täglichen Arbeit nutzbar sind. Wem heute eine qualifizierte Fortbildung nichts wert ist, der darf sich nicht wundern, wenn es bald nur noch eingeschränkte Ermittlungsergebnisse und eine noch schlechtere Aufklärungsquote geben wird.“ Vor allen Dingen fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft jetzt ein „STOP“ aller Planungen den Bildungsstandort Böblingen nach dem überholten Prinzip der Realteilung noch weiter zu zerschneiden. Damit die Zukunft der Landespolizei im wahrsten Sinne nicht weiter verbaut wird.